Die Waffenindustriesprache ist die Waffenfachsprache welche in der Waffenindustrie gesprochen wird. Im Unterschied zu anderen Fachsprachen wie der Büchsenmacherfachsprache orientiert sich die Industriesprache eher am Vokabular der Ingenieurswissenschaft sowie an deutschen Industriestandards wie den DIN Normen und der VDI-2127. Geprägt wurde die Sprache vorwiegend von den Werke Karel Krnkas und Carl Cranzs sowie den Autoren des Waffentechnischen Taschenbuchs der Firma Rheinmetall.
Merkmale[]
Lingua Krnka[]
Wie bei allen Waffenfachsprachen ist das herausstechende Merkmal die Gliederung der Antriebsart von automatischen Feuerwaffen. So gliedert Karel Krnka die automatischen Waffen wie folgt[1]:
- I, Gasdrucklader
- Ia, Gasdrucklader ohne besondere Verschlußverriegelung
- Ia 1 , Waffen mit feststehendem Lauf und beweglichem Masseverschluss (Rückdrucklader (aws.))
- Ia 2 , Waffen mit unbeweglichem Verschluß und nach vorne beweglichem Lauf (Vordrucklader (aws.))
- Ib, Gasdrucklader mit friktionsverschluss
- Ic, Gasdrucklader mit starrverriegeltem Verschluß
- Ia, Gasdrucklader ohne besondere Verschlußverriegelung
- II, Reaktionslader
- IIa, Rückstoßlader, der den Rückstoß der gesamten Waffe ausnutzt (Rückschlaglader)
- IIb, Rückstoßlder mit weit zurückgleitendem Lauf (Rohrschlaglader)
- IIc, Rückstoßlader mit wenig zurückgleitendem Lauf (Rohrschlaglader)
Diese Kategorisierung wird von Robert Weisz und Jaroslaw Lugs übernommen und behält bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten seine Gültigkeit. Da die Nazis wichtige Positionen eher nach ideologischen und rassistischen Gesichtspunkten besetzten und nicht nach Kompetenz entstand schnell ein Wirr-War an verschiedenen Begriffen. Dies führte nach dem Ende des zweiten Weltkrieges zur sogenannten amerikanisierten Waffensprache, mit welcher die USA versuchten Ordnung in das deutsche Durcheinander der Begriffe zu bringen. So verwendete erst der Bundesgrenzschutz diese Sprache und später auch die Bundeswehr. Die Deutsche Waffenindustrie blöiebt jedoch bei der Lingua Krnka.
Rheinmetall[]
Ein Leitwerkt dieser Waffenindustriesprache der Nachkriegszeit ist das waffentechnische Taschenbuch der Firma Rheinmetall. Dieses ordnet Waffen mit Eigenantrieb wie folgt:
- Waffen mit Eigenantrieb
- I, Verschlußantrieb durch Rücklaufenergie des Rohres (Rückstoßlader)
- I-1, Rohrrücklauf kurz
- I-2, Rohrrücklauf lang
- II, Verschlußantrieb durch Gasentnahme aus dem Rohr (Gasdrucklader)
- II-1, Rohr Gehäusefest, Verschlußverriegelung keine (Rückdrucklader, Masseverschluss)
- II-2, Rohr Gehäusefest, Verschlußverriegelung halbstarr (Rückdrucklader, Übersetzter Verschluss)
- II-3, Rohr Gehäusefest, Verschlußverriegelung starr (Gasdrucklader, Formschlüssig)[2]
- I, Verschlußantrieb durch Rücklaufenergie des Rohres (Rückstoßlader)
Die Industriesprache zählt damit Rückdrucklader mit zu den Gasdruckladern.
Gründe[]
Der Grund für die anders orientierten Nomenklaturen in der Waffenindustrie sind unter anderem, dass in der Industrie meist keine Büchsenmacher in der Entwicklung neuer Waffen eingesetzt werden, sondern Ingenieure. Zudem arbeiten viele Industrien mit Zulieferern, außerhalb der Waffenindustrie, zusammen.
Reaktion[]
Viele Unkundige reagieren beim Erstkontakt mit der Industriesprache oft mit Verwunderung und Ungläubigkeit. Dabei orientiert sich die Industriesprache von allen Waffenfachsprachen jedoch am ehesten an den Naturwissenschaften.
Quellen[]
- ↑ Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick über die Handfeuerwaffen und ihre Geschichte Band I von Jaroslav Lugs - ISDN 3-327-00032-8
- ↑ Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch von Rheinmetall GmbH, Dr. R. Germershausen