Unter einem verzögerten Verschluss, kann man in der wissenschaftlichen Waffentechnik zwei verschiedene Systeme verstehen.
Zum einen die zeitlich verzögerte Öffnungsbewegung des Verschlusses, hier vergeht zwischen dem brechen des Schusses und dem Beginn der Öffnungsbewegung eine gewisse Zeit.
Zum anderen eine mechanische Verzögerung, verstanden als negative Beschleunigung, wobei eine bereits laufende Bewegung deutlich verlangsamt oder vollständig angehalten wird[1][2].
Zeitliche Verzögerung[]
Ein zeitlich Verzögerter Verschluss ist ein Verschluss bei einer Feuerwaffe welcher erst mit einer Verzögerung beginnt sich zu öffnen. Dies bedeutet, dass sich erst der Stoßboden, vom Lauf aus gesehen, gar nicht bewegt und erst später mit der Öffnungsbewegung beginnt.
Zeitlich verzögerte Verschlüsse sind zum Beispiel:
- indirekte Gasdrucklader, hier muss sich erst das Gassystem mit Gas füllen und die Unterstellstrecke zurückgelegt werden, bevor die Öffnungsbewegung beginnt.
- Rückstoßlader, hier müssen sich erst Lauf und Verschluss trennen, bevor die Öffnung beginnt.
Mechanische Verzögerung[]
Die physikalische Mechanik versteht unter einer Verzögerung, die Verlangsamung einer bereits im Gange befindlichen Bewegung. Dabei kann es zu einer Reduktion der Geschwindigkeit kommen oder sogar zum kompletten anhalten des beobachteten Körpers. Man spricht auch von einer negativen Beschleunigung oder einer negativen Impulsänderung.
Mechanisch verzögerte Verschlüssen sind zum Beispiel:
- Glock 25, hier wird der Lauf nachträglich als Zusatzmasse an den Verschluss angehört und so dessen Geschwindigkeit reduziert.
- SIG MKMO, hier wird der Verschluss von einer Kante im Gehäuse nach kurzem Rücklauf gestoppt.
- Volkssturmgewehr Gustloff (VG 1-5), hier wird der Verschluss, durch das nachträgliche füllen eines Belastungskolbens mit Gas, nachträglich verlangsamt, um die Verschlussgeschwindigkeit zu reduzieren.
Ein Streitfall ist die P7, hier kann sich der Verschluss zunächst frei nach hinten bewegen, bis sich ein Belastungskolben mit pulvergasen füllt. Da sich dessen Zapfbohrung, jedoch direkt vor der Patronenkammer befindet, füllt sich dieser bereits nach wenigen Millimetern Geschossweg. Technisch findet jedoch eine deutliche Verlangsamung des Verschlusskörper statt, sobald die Zapfzeit beginnt.
Flasche Verwehung des Begriffs[]
Oft werden gebremste Verschlüsse wie übersetzte Verschlüsse fälschlicherweise als verzögert bezeichnet. Dies ist jedoch falsch, da bei diesen die Öffnungsbewegung sofort mit dem eintritt des Geschosses in den Übergangskegel beginnt. Zudem wird die Verschlussöffnungsgeschwindigkeit zu keinem Zeitpunkt zwischen dem Beginn der Verschlussöffnung und dem Gehäuseanschlag deutlich durch mechanische oder fluidmechanische Elemente reduziert. Es kommt erst zu einer negativen Beschleunigung, wenn das Verschluss an das hintere Waffengehäuse anschlägt oder die Kraft der komplizierten Verschlussfeder überwiegt.
Es kommt bei HK G3, HK MP5 oder FAMAS weder zu einer zeitlichen, noch zu einer mechanischen Verzögerung der Öffnungsbewegung.
Quellen[]
- ↑ Verschlusssysteme von Feuerwaffen von Peter Dannecker - ISBN 978-3936632972
- ↑ Technische Mechanik - Grundlagen effektiv und anwendungsnah von Hans Albert Richard, Manuela Sander - ISBN 978-3-528-03995-0