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Kinematik Rückdrucklader mit Masseverschluss NEU CC BY-SA 4.0 by Grasyl.svg

Kinematik Ruckdrucklader

Rückdrucklader ist ein Antriebsprinzip bei automatischen Feuerwaffen. Dieses nutzt den im Lauf entstehenden Gasdruck um die Öffnungsbewegung einzuleiten.

Rückdrucklader gibt es in folgenden Varianten:

  • Frei, der Verschluss wird lediglich durch seine eigene Masseträgheit geschlossen gehalten. Die Öffnung läuft linear ab und beginnt mit dem eintritt des Geschosses in den Übergangskonus. Beispiel PPK und Uzi
  • Verlangsamt, der Verschluss muss zusätzliche Widerstände überwinden und öffnet sich darum verlangsamt. Die Öffnung beginnt jedoch ebenfalls mit dem Eintritt des Geschosses in den Übergangkonus. Es gibt folgende Formen der Verlangsamung:
    • Federbelastung, ein Element wie eine Stützklappe oder eine Kugel wird mit Federkraft in den Schildzapfen der Waffe gedrückt, diese Kraft muss überwunden werden, bevor sich der Verschluss vollständig öffnen kann.
    • Übersetzung .., ein Element wie ein Hebel oder eine Winkelgetriebe übersetzt die lineare Rücklaufbewegung des Verschlusskopfes in eine ..
      • .. ins schnellere, .. schnellere Rücklaufbewegung der Verschlusshauptmasse. Die so verursachte Kräftezerlegung verlangsamt die Öffnungsbewegung. Beispiel MP5 und FAMAS.
      • .. ins langsamere, .. langsamere Bewegung eines bestimmten Elementes. Die so verursache Kräftezerlegung verlangsamt die Öffnungsbewegung. Beispiele FN-57 und Villa-Perosa.
    • Gasbelastung, ein Gaskolben füllt sich mit Gas welches dort den Verschluss in seiner Öffnungsbewegung hemmt und so verlangsamt. Beispiel HK P7
  • Zwischen verlangsamt, der Verschluss läuft die S-Strecke in unverlangsamt zurück, wird dann aber verlangsamt. Beispiel Glock 25
  • Zwischen verzögert, der Verschluss läuft die S-Strecke zurück, wird dann aber gestoppt und setzt nach einer zeitlichen Verzögerung die Öffnungsbewegung wieder fort. Beispiel MKMO.

Die meisten Maschinenpistolen sind Rückdrucklader. z.B:

  • MP40
  • PPSch-41
  • M3 Greasegun
  • MP5, rollenübersetzt ins schnellere
  • MKMO, zwischenverriegelt

Auch einige Pistolen für kleinere Patronen sind Rückdrucklader.

  • PM Makarov
  • Walther PPk
  • HK P7, Gasbelastet
  • FN-57, hebelübersetzt ins langsamere

Sturmgewehre die als Rückdrucklader arbeiten sind meinst mindestens übersetzt.

  • G3, rollenübersetzt ins schnellere
  • Famas, hebelübersetzt ins schnellere

Rückdrucklader werden oft mit Rückstoßladern verwechselt, können aber durch den feststehenden Lauf und die kraftschlüssige Verriegelung identifiziert werden[1].

Unterschied zum Rückstoßlader[]

Kinematik Rückstoßlader mit kurzen Rücklauf CC BY-SA 4.0 Autor Grasyl.svg

Kinematik Rückstoßlader

Im Gegensatz zum Rückstoßlader verwendet der Rückdrucklader nicht den, durch die Geschossbeschleunigung verursachen, Gegenreaktion, sondern den Druck im Lauf. Dadurch ergeben sich in einigen Punkten wichtige Unterschiede in Theorie und Praxis.

Rückdruck Rückstoß
Physikalisch Pneumatik ähnlich Gegenreaktion
Verbindungen Kraftschlüssig Formschlüssig
Kraft Einwirkung Stoßboden, Verschluss Lauf, Gehäuse
Verriegelung frei oder halbstarr starr
Entriegelung Selbstentriegelung Zwangsentriegelung
Verschlussbewegung Frei, Verlangsamt Verzögert
Auszug selbstständig nicht selbstständig
Manövergerät benötigt Manövergerät benötigt Rückstoßverstärker
Schalldämpfer führt zu Überfunktion führt zu Unterfunktion

Physikalisch[]

Auch Sicht der Physik arbeiten Rückdrucklader mit einer Form der Pneumatik, da sich im inneren des Laufes eine Gasdrucksäule bildet, welche zum einen das Geschoss durch den Lauf treibt und zum anderen den Stoßboden nach hinten. Rückstoßlader hingegen arbeiten nach dem Prinzip der Gegenreaktion. Beide System verwenden also Kräfte aus unterschiedlichen Teilbereichen der Physik.

Verbindungen[]

Aus Sicht der Ingenieurwissenschaft sind Rückdrucklader per Kraftschluss verriegelt, dies bedeutet dass der Verschluss durch eine Kraft geschlossen gehalten wird, welche überwunden werden muss, bevor sich der Verschluss komplett offenen kann. Rückstoßlader hingegen sind per Formschluss verriegelt, dies bedeutet, dass eine Form gelöst werden muss, bevor sich der Verschluss öffnen kann. Beide Systeme sind also nach verschiedenen technischen Verbindungsmöglichkeiten Verriegelt[2].

Krafteinwirkung[]

Von den Kräften, welche beim Bruch des Schusses frei werden, nutzt der Rückdrucklader die Kraft der Gasdrucksäule im Lauf, welche über die Patronenhülse auf den Stoßboden des Verschlusses wirkt. Der Rückstoßlader hingegen nutzt die Rückstoßgegenreaktion, welcher durch die Beschleunigung des Geschosses entsteht. Bei beiden Systemen greift eine andere Kraft an einer anderen Stelle an[3].

Verriegelung[]

Rückdrucklader können zwei verschiedene Arten der Verriegelung aufweisen. Erstens die freie oder keine Verriegelung, hier wird der Verschluss lediglich durch seine Masse und die Kraft der Verschlussfeder an einer zu frühen Öffnung gehindert. Zweitens die halbstarre Verriegelung, hier sorgen zusätzliche Elemente wie Rollen oder Hebel für eine Verlangsamung der Öffnungsbewegung. Die Verriegelung von Rückstoßladern hingegen ist starr, die Entriegelung kann erst nach dem lösen dieser Verbindung beginnen[4].

Entriegelung[]

Die Entriegelung passiert bei Rückdruckladern selbstständig, der Verschluss ist selbst in der Lage sich unter dem Druck der Pulvergase im Lauf zu öffnen. Bei zweiteiligen Verschlüssen, treibt der Verschlusskopf den Verschlussträger an. Rückstoßlader hingegen werden zwangsentriegelt. Beim zurückgeleiten der Funktionselemente wird die Entriegelung des Verschlusses durch äußere Elemente wie Steuerkurven oder Kulissen meist im Gehäuse erzwungen. Der Verschluss treibt dabei meist den Verschluss an. Beide Systeme entriegeln nach unterschiedlichen Prinzipien[5].

Verschlussbewegung[]

Der Bewegungsablauf des Verschlusses eines Rückdruckladers ist entweder frei oder verlangsamt. Dabei bedeutet frei, dass der Verschluss sofort nach dem Eintritt des Geschosses in den Übergangskegel mit der Rücklaufbewegung beginnt. Dabei wird er nur von seiner Masseträgheit und dem Widerstand der Verschlussfeder daran gehindert, die Sicherheitsstrecke zu überschreiten. Verlangsamt bedeutet, dass der Verschluss zwar ebenfalls quasi sofort mit der Rücklaufbewegung beginnt aber von einem Element wie einer Rolle oder einem Hebel abgebremst wird, so kann das überschreiten der Sicherheitsstrecke bei geringerem Verschlussgewicht verhindert werden kann. Rückstoßlader hingegen haben einen sogenannten verzögerten Bewegungsablauf. Nach dem brechen des Schusses findet erstmal keinerlei Öffnungsbewegung statt. Erst nachdem es zur Entriegelung gekommen ist, kann sich der Verschluss öffnen[6].

Auszug[]

Da bei Rückdruckladern ohnehin die Gassäule im Lauf über die Patronenhülse auf den Stoßboden des Verschlusses drückt, wird die Patronenhülse auch von diesen Gasen aus dem Patronenlager heraus gerückt. Der Auszug der Patronenhülse aus dem Patronenlager gescheit bei Rückdruckladern selbstständig. Eine Auszieherkralle benötigen Rückdrucklader nur, um nicht verschossene Patronen durch betätigen des Ladehebels aus dem Patronenlager zu entfernen. Reine Rückstoßlader hingegen benötigen eine Auszieherkralle, da Gasdrucksläule im Lauf meist nach dem Entriegeln nicht mehr stark genug ist, um die Hülse aus dem Patronenlager zu entfernen. Das Ausziehen gescheit dabei durch die Rücklaufkraft des Verschlusses, welcher indirekt vom Rückstoß angetrieben wurde.

Manövergerät[]

Möchte man einen Rückdrucklader mit Platzbatronen betreiben, muss man lediglich ein Manöverpatronengerät am Ende des Laufes anbringen. Dieses verengt die Mündung so stark, dass trotz des fehlendes Geschosses die Drucksäule im Lauf genug Druck hat, um den Verschluss nach hinten zu drücken. Bei Rückstoßladern gestaltet sich das Ganze ungleich schwieriger, denn ohne ein Geschoss fehlt der für die Funktion wichtige Bewegungsimpuls. Die einzige Möglichkeit ist das Anbringen eines sogenannten Rückstoßverstärkers dieser wird nicht am Laufende, sondern am Waffengehäuse angebracht und ragt von da aus vor das Ende des beweglichen Laufes. Die aus der Mündung austretenden Pulvergase der Platzpatrone fangen sich im Rückstoßverstärker und drücken dort den Lauf gegen das Waffengehäuse nach hinten. Für Rückstoßlader mit zurückgleitendem Waffengehäuse gibt es bis heute keine funktionierenden Manövergeräte[7].

Schalldämpfer[]

Bei Rückdruckladern reicht die Zapfstrecke genau vom Übergangskegel bis zur Laufmündung. Während das Geschoss diese Strecke passiert, kann der Gasdruck im Lauf für die Waffenfunktion genutzt werden. Verlässt das Geschoss den Lauf der Waffe, kommt es zu einem plötzlichen Druckabfall im Lauf und der Druck im Inneren kann nicht mehr für die Waffenfunktion benutzt werden. Aus diesem Grund sind die Verschlüsse von Rückdruckladern genau für diese Zeit Druck Kombination kalibriert. Setzt man nun einen Schalldämpfer an das Laufende, so verlängert sich die Zapfstrecke und der Druck im Lauf fällt nicht dann ab, wenn das Geschoss den Die Mündung verlässt, sondern wenn das Geschoss den Schalldämpfer verlässt. Die Drucksäule im Lauf wirkt also länger auf den Verschluss ein. Es kommt zu einer Überfunktion des Rückdruckladers und so zu einer erhöhten Rücklaufgeschwindigkeit des Verschlusses und einer höheren Feuergeschwindigkeit. Um dies zu verhindern, werden oft schwächere Verschlussfedern eingesetzt oder bei halbstarren Verschlüssen anderen Übersetzungsverhältnisse geschaffen. Rückstoßlader mit beweglichen Läufen sind so kalibriert, das die Gegenreaktion der Geschossbewegung in der Lage ist, Lauf und Verschluss weit genug nach hinten zu werfen, dass es zur Entriegelung und dem vollständigen Rücklauf des Verschlusses kommen kann. Bringt man jetzt einen Schalldämpfer am Ende des Laufes an, erhöht man dessen Masse. Dies hat zur Folge, dass die Gegenreaktion jetzt zudem das Gewicht des Schalldämpfers bewegen muss. Im Gegensatz zum Rückdrucklader kommt es beim Rückstoßlader zu einer Unterfunktion, die Rücklaufgeschwindigkeit vom Verschluss sinkt, was die Zuverlässigkeit der Waffe reduziert. Um dem Problem entgegen zu wirken, benötigt man sogenannte Schalldämpfer-Masseentkoppler, diese werden durch einen Gaskolben im inneren des Schalldämpfers nach vorne beworfen und so von der Masse des Laufes abgezogen.

Mischformen[]

Einige Rückstoßlader entriegeln zwar angetrieben durch die Gegenreaktion der Geschossbewegung aber tun die so früh, dass der Gasdruck im lauf noch stark genug ist, um beim zurücktreiben des Verschlusses und dem ausziehen der Patrone zu helfen[8].

Rückdrucklader gibt es nicht! (Meme)[]

Im Internet kursiert ein Meme nach dem es keine Rückdrucklader gibt. Der Grund dafür ist, das vor allem Kostümwaffenexperten und andere Unkundige nicht zwischen Rückdruck- und Rückstoßladern unterscheiden. Quasi das Gesicht des Memes ist der YouTube-Kanal Double Feed Entertainment der in einem Livestream auf die Frage Was ist denn ein Rückdrucklader antwortete Rückdrucklader gibt es nicht!.

Quellen[]

  1. Verschlusssysteme von Feuerwaffen von Peter Dannecker - ISDN 978-3-936632-972
  2. Verschlusssysteme von Feuerwaffen von Peter Dannecker - ISDN 978-3-936632-972
  3. Arbeiten zu Studium und Praxis im Bundesgrenzschutz: Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre von Wolfgang Pietzner - [ ISDN 3-930732-32-7]
  4. Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik (1912) von Robert Weisz - ISDN 978-1168358394
  5. Schusswaffen und wie sie funktionieren von Ian V. Hogg - ISDN 3-87943-788-2
  6. Sub-Machine Gun, The Development of Sub-Machine Guns and their Ammunition von Maxim Popenker & Anthony G. Williams - ISDN 978-1-84797-293-4
  7. Visier Special Ausgabe 68 P.38 & P1 Die Pistolenfamilie von Matthias S. Reckenwald - [ ISDN ]
  8. Visier Special Ausgabe 68 P.38 & P1 Die Pistolenfamilie von Matthias S. Reckenwald - [ ISDN ]

Videos[]

Rückstoßlader_vs._Rückdrucklader,_Waffentechnik

Rückstoßlader vs. Rückdrucklader, Waffentechnik

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