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Die PSS Пистолет Специальный Самозарядный (dt. besondere Selbstlade-Pistole) ist eine sowjetische Pistole zum verschießen von Gassiegelpatronen. Diese ermöglichen es der Waffe schallgedämpft zu arbeiten, ohne einen herkömmlichen Schalldämpfer verwenden zu müssen.

Geschichte[]

Schallgedämpfte Waffen erfreuten sich seit jeher bei sowjetischen Spezialeinheiten großer Beliebtheit, sei es nun im militärischen oder behördlichen Bereich. Bei den ersten noch von der Tscheka verwendeten Modellen handelte es sich um schallgedämpfte Naganat M1895 Revolver, welche jedoch schnell überhitzten und umständlich nachzuladen waren. Beim aus der Tscheka hervorgegangenen NKWD waren aus diesem Grund, aus dem deutschen Reich importierte, Walther PP und PPk populärer, welche teilweise von sowjetischen Waffenschmieden mit Schalldämpfer nachgerüstet wurden. Aus politischen Gründen konnten ab 1933 jedoch keine weiteren PP und PPk mehr beschafft werden. Versuche während des zweiten Weltkrieges, TK und TT-33 Pistolen mit Schalldämpfer auszurüsten, waren nicht zufriedenstellend. Der TK fehlte es an Stoppwirkung und die TT hätte als Rückstoßlader einen Schalldämpfer Masseentkoppler benötigt. Nach Ende des zweiten Weltkrieges und der Schaffung des KGB versuchte man die neue Hauptordonanzpistole Makarov PM mit einem Schalldämpfer auszurüsten. Das Ergebnis, die Makarov PB, bot zwar eine ausreichende Geräuschreduktion, aber wurde durch den Schalldämpfer sehr unhandlich und von Agenten für das verdeckte Tragen für untauglich befunden. Die PSS sollte dieses Problem, durch ihre schalldämpferlose Schalldämpfung, lösen.

Funktion Patrone[]

Gassiegel Patrone CC BY-SA 4.0 Autor Grasyl.svg

Gassiegelpatrone Kinematik

Anstelle direkt auf das Heck des Geschosses zu wirken, drücken die Pulvergase auf ein sogenanntes Siegel, dieses Siegel treibt das Geschoss aus der Patronenhülse heraus in den Lauf der Waffe. Dabei wir das Siegel am Hülsenmund gefangen und kann dem Geschoss nicht in den Lauf folgen. Als Folge können auch die Pulvergase die Patronenhülse nicht verlassen. Auf diese Weise wird verhindert, dass es zu einem Mündungsknall kommt, wenn das Geschoss den Lauf der Waffe verlässt.

Funktion PSS[]

Es existieren drei seriöse Theorien zur Funktion der PSS.

Gegenreaktions-Theorie nach Dannecker[]

Nach der von Peter Dannecker vertretenen Theorie zur Funktion der PSS, sorgt die Gegenreaktion der Geschossbewegung, aus der Patronenhülse heraus, für den Verschlussantrieb.

KINEMATIK PSS

Funktion der PSS Pistole nach der Impuls-Theorie

Da der Gasdruck die Patronenhülse nicht verlässt, kann eine Waffe mit Gassiegelpatronen weder als Gasdrucklader noch als Rückdrucklader ausgeführt werden. Anstelle eines gasladenden System verwendet die PPS eine impulsladendes System, ähnlich dem eines Rückstoßladers. Da das Geschoss einen sehr langen rotationslosen Geschossweg innerhalb der Patronenhülse zurücklegt, überträgt es eine Gegenreaktion auf die Hülse. Es geschieht quasi das zwischen Geschoss und Hülse, was bei einer herkömmlichen Feuerwaffe zwischen Geschoss und Lauf passiert. Es handelt sich jedoch nicht um Rückstoß, da das Geschoss bedeutend schwerer ist als die Hülse. Gleichzeitig sogt die Liderung dafür, dass die Patronenhülse sich an die Innenwände des Patronenlagers presst. Die Gegenreaktion überträgt sich von der Patronenhülse auf das kraftschlüssig beweglich gelagerte und Patronenlager und treibt dieses zurück. Dabei wirkt das Patronenlager seinerseits auf den ebenfalls kraftschlüssig gelagerten Verschluss. Beide werden, angetrieben durch die Gegenreaktion, zusammen zurück getrieben. Während dies passiert, haben die in der Hülse zurückgehaltenen Pulvergase Zeit sich minimal abzukühlen. Dies hebt die, durch die Liderung verursachte, Reibschlüssigkeit zwischen Patrone und Patronenlager teilweise auf. Nach dem kurzen gemeinsamen Weg mit dem Lauf, wird die Patronenkammer von einer Kante im Griffstück der PSS gestoppt und läuft dann unter der Kraft einer eigenen Rückholfeder in ihre Ausgangsposition zurück. Der Verschluss läuft durch sein Beharrungsvermögen weiter zurück, die an seinem Stoßboden angebrachte Auszieherkralle zieht dabei die Patronenhülse aus der Patronenkammern, welche durch ihre Vorwärtsbewegung beim Ausziehen der Hülse hilft. Wie bei anderen Selbstladepistolen üblich, wird anschließend, die Hülse ausgeworfen und eine frische aus dem Magazin der Waffe in den Patronenlager zugeführt, welches durch seine Rückhohlfeder wieder vorne am Lauf anliegt. Bei der Zündung der frischen Patrone wiederholt sich der Vorgang.

Danach wäre die PPS technisch ein Impulslader mit nicht wartendem kurz zurückgeleitendem Patronenlager und einer Mischung aus Masseverschluss und Liderungsverschluss, beide Verrieglung erfolgen kraftschlüssig, die Öffnung erfolgt verzögert.

Kolben-Theorie nach Kramer[]

Kinematik Hülsenhublader mit beweglicher Patronenkammer CC BY-SA by Grasyl.svg

Funktion der PSS Pistole nach der Gaskolben-Theorie

Nach der von N. J. Kramer vertretenen Theorie zur Interpretation der Funktion der PSS, ist der Gasdruck in der Patronenhülse für den Verschlussantrieb verantwortlich. Da das Geschoss bei seinem Eintritt in den Übergangskonus des Laufes ein Gegenlager erhält.

Der Gasdruck in der Patronenhülse schiebt Gassiegel und Geschoss aus der Patronenhülse heraus. Dabei steht die Hülse still und das Geschoss bewegt sich, relativ gesehen zum Griffstück der PSS nach vorne. Sobald das Geschoss im Übergangskonus Kontakt mit den beginnenden Feldern des gezogenen Laufes bekommt, wird dem Geschoss eine Gegenlager geboten. Mit diesem Gegenlader als Festpunkt, kann sich das Geschoss gegen die Patronenhülse abstützen. Ab diesem Zeitpunkt, ist der Gasdruck in der Hülse in der Lage, sich als Selbstkolben nach hinten zu pressen. Jetzt bewegt sich, relativ gesehen zum Griffstück der Waffe, die Patronenhülse nach hinten. Dabei bewegt sich die schwimmende Patronenkammer, durch die Liderungskraft, mit nach hinten.

Nach dieser Theorie wäre die PSS technisch in der Waffenindustriesprache ein Gasdrucklader und in der amerikanisierten Waffensprache ein Rückdrucklader mit einer Mischung aus Masseverschluss und Liderungsverschluss. Auch hier sind die Verbindungen kraftschlüssig.

Masseträgheits-Theorie nach Knittelfeld[]

Nach der von Helmut Knittelfeld formulierten Theorie, lädt die PPS wie bei Kramer durch den Gasdruck. Als Gegenlager fungieren dabei jedoch nicht die Züge und Felder im Lauf der Waffe, sondern Geschoss und Treibspiegel. Der Grund dafür liegt in der verhältnismäßig großen Masse der beiden Elemente.

Sobald das Treibmittel in der Patronen zündet, setzt dieses sich in hoch gespannte Pulvergase um, welche alle Flächen innerhalb der Brennkammer der Patrone mit der gleichen Kraft beaufschlagen (p=Fn*A). Die Patrone stellt zu diesem Zeitpunkt ein geschlossenes System dar und man würde vermuten, dass zunächst, wie bei einer unter druck stehenden Gasflasche, keine Bewegung stattfinden kann. Dabei übersieht man jedoch ein Gegenlager, dieses wird in Form des Blocks aus Treibspiegel und Geschoss geboten. Dieser Block hat zwar noch keinen Kontakt mit der Waffe, stellt aber alleine durch seine Masse und die damit verbundene Masseträgheit ein Gegenlager. Auf diese Weise, kann der Gasdruck die Patronenhülse zwar nicht relativ zum Waffengehäuse, jedoch relativ zum Geschoss nach hinten bewegen. Da das Geschoss gleichzeitig nach vorne getrieben wird, jedoch eine sehr lange Zeit braucht bis es die Hülse vollständig verlassen hat, kann der Gasdruck das Geschoss relativ lange als Gegenlager verwendet. Entgegen der möglichen Vermutung, kann das in der Hülse verbleibende Siegel nicht als Gegenlager verwendet werden, da es es seiner endgültigen Position angekommen mit dem Hund der Hülse abschließt und den Kräftekreislauf schließt. Der auf das Siegel wirkende Gasdruck überträgt sich auf den Hülsenmund, vom Hülsenmund auf den Hülsenschaft, von dort auf den Patronenhoden und von dort wieder auf das Gas. Eine Verschlossene PSS Patrone gleicht einer geschlossenen Gasflasche. Diese Theorie wird von Knittelfeld lediglich als Ergänzung und Denkanstoß zu den anderen Theorien verstanden.

Misch-Theorien[]

Es ist genau so gut möglich, dass alle drei Theorien zutreffen und die Waffe durch Gegenreaktion und Gasdruck angetrieben wird.

Funktion des schwimmenden Patronenlagers[]

Zudem wirft das schwimmend gelagerte Patronenlager Fragen auf. Es ist unklar, warum eine solche Konstruktion gewählt worden ist. Bei einer klassischen Waffe ohne Treibsiegel, hat ein solchen Patronenlager den Zweck dem Gasdruck zusätzliche Arbeitsfläche zur Verfügung zu stellen, um die Waffenfunktion sicher zu stellen. Da bei der PSS jedoch der Gasdruck die Patronenhülse nicht verlassen kann, ist dies jedoch nicht möglich. Eine Überlegung ist, dass es sich um ein Überbleibsel eines Prototypen handelt.

Eine andere Erklärung gibt an, dass das bewegliche Patronenlager dazu dient, die Zeit zwischen dem brechen des Schusses und dem beginn des Auszuges der Patrone zu verlängern. Dies würde wie folgt ablaufen: Der Schuss bricht, der Hülsenschaft lidert durch den Gasdruck in der Patrone an das bewegliche Patronenlager an und erzeugt eine Reibschlüssige Verbindung der beiden Elemente. Die Stoßbodenkräfte treiben die Hülse-Kammer-Verbingungsgruppe nach hinten gegen den Verschluss, der Verschluss wird so beschleunigt. Wäre die Kammer nicht beweglich gelagert, könnte sich die Hülse nur nach hinten gegen den Verschluss bewegen und müsste dabei den Reibschluss überwinden, der Verschluss könnte wahrscheinlich nicht ausreichend angetrieben werden. Da die Hülsen-Kammer-Verbindungsgruppe, jedoch nur die Masseträgheit der Kammer überwinden muss, ist ein Antrieb auf diese weise weniger Widerstand ausgesetzt. Sobald die Kammer zum stehen kommt, bewegt sich der Verschluss mit dem von dieser erhaltenen Bewegungsimpuls weiter zurück und zieht die Hülse aus. Ein Problem ist jedoch, dass die Liderungskraft, im Gegensatz zu herkömmlichen Patronen, in dieser kurzen Zeit nicht abgenommen hat. Nach der idealen Gasgleichung p=(k*N*T)/V kann der Gasdruck in der Hülse der PSS nur durch Abkühlung der Temperatur T erfolgen, eine Reduzierung der Stoffmenge N oder eine Vergrößerung des Volumens V können, nach dem voll ständigen Austritt der Patrone aus dem Hülsenmund, nicht mehr stattfinden.

Am wahrscheinlichsten ist die schwimmende Patronenkammer eine Einrichtung, welche die Aufgabe hat, die Waffenfunktion auch für den Fall sicher zustellen, indem es zu einer übermäßigen Liderung zwischen Patrone und Kammer kommt. Im Fall einer geschmierten Patrone, dürfte die Funktion der PSS einem normalen direkten Gasdrucklader wis. gleichen. Test diesbezüglich stehen jedoch noch aus. Der Vorschlag eine PSS testweise mit Gasentlastungsrillen zu verstehen, ist jedoch abzulehnen, da das Gas diese nicht fluten kann, da die Gase in der Hülse zurückgehalten werden.

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