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Unter einem Infanteriegewehr versteht man im allgemeinen ein Gewehr, welches von einem regulären Infanteristen ordonanzmäßig geführt wird.

Im speziellen werden mit dem Begriff Infanteriegewehr jedoch lang Mehrladegewehre bezeichnet, wie diese im Ersten und auch noch im zweiten Weltkrieg verwendet wurden. Herausstechendes Merkmal war ihre ungewöhnlich Länge zusammen mit starken Gewehrpatronen. Da sich diese Waffen in der modernen Kriegsführung jedoch als zu sperrig erwiesen, wurden sie bei den meisten Nationen gehen Universalgewehre ersetzt.

Gründe für starke Patronen[]

Bedingt durch die chemischen Grenzen des Schwarzpulvers besaßen frühe Gewehre und Büchsen eine nur begrenzte Reichweite, im direkter Vergleich mit der Artillerie. Frühe, noch in Linien kämpfende, Schützengruppen waren aus deswegen immer wieder beinahe Schutzlos dem Feuer der Artillerie ausgesetzt.

Dies änderte sich, mit der Erfindung des rauchschwachen Pulvers, welcher eine deutlich bessere chemische Leistung erbrachte, als Schwarzpulver. Dieses neue Leistungspotenzial wurde sofort ausgenutzt, um Patronen und Waffen zu schaffen, welche mit der damaligen Artillerie mithalten konnte. Die Idee war, dass eine Schützengruppe mit den neune Waffen durch Zusammenfassung des Feuer die Artillerie niederhalten oder sogar ausschalten konnte. Die Gruppe hätte auf die Distanz eine Wirkung gehabt, wie eine überdimensionierte Schrotflinte.

Aus diesem Grund, schuf man Waffen mit langen Läufen, Visieren mit Reichweiten bis 2000 Metern und Patronen mit langen Hülsen, welche in großen Brennkammern resultierten. Aufgrund der damals noch sehr teuren Herstellung von rauchschwachem Pulver sowie der materialogischen Grenzen bei großen Rohren, war man zunächst der Auffassung, das rauchschwaches Pulver nicht für die Verwendung in Artilleriegeschützen zu gebrauchen sein.

Die änderte sich jedoch schnell und so entstand eine Artillerie, welche über noch weitere Entfernung hin wirken konnte. Trotzdem hielten die meisten Nationen man an den langen Infanteriegewehren Fest, da man befürchtete die gegnerische Infanterie könnte mit ihren Infanteriegewehren die eigenen Truppen am langen Arm halten, ergo aus der ferne beschießen.

Unter anderen Karel Krnka unternahm damals Versuche mit einer Waffen, welcher er Miniaturgewehr nannte. Dieses kleine Gewehr, zusammen mit einer Mittelpatrone wäre genau für die Entfernung gedacht gewesen, auf die ein normaler Infanterist einen anderen Infanteristen noch ausmachen und wirkungsvoll bekämpfen könnte.

Dieses Konzept setzt sich zwar nicht durch, Jedoch vielen die Patronen für rauchschwaches Pulver einiger Nationen aufgrund dieser Erkanntnisse kleiner aus. Japan führe die 6,5x50mm Arisaka und Italien die 6,5x52mm Carcano ein.

Allgemein dachte man sich damals die Infanterie als eine Art Universal-Waffe, welche optimal von Entfernungen von 200 - 2000 Metern kämpfen sollte, die Kampfentfernungen darunter, wollte man verschiedenen Formen der Kavallerie überlassen. Ein Guten Beispiel dafür ist das Lange Visier des deutschen G98, dessen Visier von 200 bis 2000 Meter einstellbar war.

Ein weiteres Argument für die Beibehaltung der starken Patronen, war die Bedrohung durch Kavallerie, welche vor der Erfindung des Stacheldrahtes und des Maschinengewehrs noch eine erste Bedrohung für die Infanterie im Nahkampf darstellte. Nach der Auffassung der führenden Länder, musste eine Patrone ein Pferd sicher stoppen können.

Den endgültigen Ausschlag für die Beibehaltung der starken Patronen, war die Einführung der frühen Maschinengewehre. Bei diesen halterte es sich noch um schwere stationäre Waffen mit eher strategischer als taktischer Rolle. Ein weitreichendes Überschießen der eigenen angreifenden Soldaten zum Niederhalten oder das erzeugen von Bestreichung durch indirektes Feuer, wären mit schwächerer Munition kaum möglich gewesen. Aus diesem Grund übernahm Japan neben der ursprünglichen 6,5x50mm auch die 7,7x58mm Arisaka mit 8 mm längerer Hülse für schwere Maschinengewehre. Die Franzosen wechselten nach dem Ersten Weltkrieg von der 8x50mm Lebel zur 7,5x54mm MAS.

Die Option einer besser auf infanteristische Kampfentfernungen optimierten Patrone, wurde zugunsten einer einfachen Logistik zugunsten der Maschinengewehre verworfen.

Gründe für lange Gewehre[]

In der Zeit glattläufiger Musketen, war die Präzision nahezu vollständig von der Lauflänge abhängig udn auch die ersten gezogenen Büchsen benötigten lange Läufe, um den Bleikugeln den nötigen Drall zu verpassen. Eine zu steile Drallsteigung hätte dazu geführt, dass die relativ weiche Bleikugel über die Züge und Felder hinweg geglitten wäre.

Als Man die ersten Waffen für rauchschwachen Pulver erschuf, behielt man die traditionellen Längen bei. Einder der Gründe war das damals noch relevante Bajonettwechten. Ein Soldat mit einem kürzeren Gewehr aber gleich langem Bajonett, hätte in einer solchen Situation einen erheblichen Reichweitennachteil. Ähnliches galt für den Abwehrkampf gegen anstürmende Kavallerie.

Ein weiterer Grund war das damals noch nicht ganz obsolete Feuer aus zwei Reihen, dabei stellten sich die Infanteristen in zwei Reihen auf, wobei die Soldaten der ersten sowie der zweiten Reihe feuerten. Ein zu kurzes Gewehr der hinteren Reihe, hätte zu enormen Hörschäden bei der ersten geführt. Diese Taktik wurde zwar in Europe kaum noch angewandt, war aber noch in einigen Kolonialkonflikten relevant.

Kurze Gewehre, hatten zudem den Nachteil, dass diese nicht für die Ladungen damaligen Standardpatronen ausgelegt waren. Meist besaßen sie deutlich lautere Mündungasknalle, grelleres Mündungsfeuer und einen stärkeren Rückschlag aufgrund des Raketeneffektes. So der deutsche Kar98AZ. Dies wurde meist erst durch den späteren Einsatz schwererer Geschosse gelöst.

Ende des Infanteriegewehrs[]

Das Ende der Waffe läutete schon die Entscheidung der Briten ein, mit dem SMLE kein langes Infanteriegewehr mehr für die Infanterie und einen kurzen Karabiner für die Kavallerie einzuführen, sondern ein sogenanntes Universalgewehr mit mittlerer Länge. Diese Idee wurde nach dem ersten Weltkrieg von den meisten Nationen übernommen, so auch von den deutschen mit dem Kar98k welcher nur dem Namen nach ein Karabiner ist.

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