Waffen Wiki
Advertisement

Dr. Karl Maier war ein deutscher Mathematiker und Mitarbeiter bei Mauser. Er gilt heute zum einen als einer der Vorreiter der wissenschaftlichen Waffentechnik, zum anderen aber auch, wegen seiner eigenwilligen Verwendung physikalischer Begriffe als Urheber der fehlerhaften deutschen Waffensprache[1].

Ab den frühen 20er Jahren des 20. Jahrhunderts berechnete Dr. Maier Verschlüssen von Feuerwaffen und konnte so unter anderem nachweisen, dass das Prinzip des Bliss-Verschlusses der Thompson Maschinenpistole nicht so funktionierte, wie der Erfinder dies angab.

Dr. Maier ist hauptverantwortlich für den im Deutschen oft falsch verwendeten Begriff des Rückstoßladers. Maier bezeichnete den Impuls des Verschlusskörpers immer als Rückstoßimpuls. Dies ist jedoch physikalisch falsch, da ein Impuls eine Masse, eine Richtung und eine Kraft haben muss. Der Rückstoß hat als Form der Gegenreaktion jedoch nur Richtung und Kraft, jedoch keine eigene Masse.

Dabei betrachtete Dr. Maier die Verschlussbewegung unabhängig davon, ob dieser tatsächliche Bewegungsimpuls vom Rückstoß, vom Rückdruck oder von beiden Kräften verursacht wurde. Maier konzentrierte sich bei seinen Berechnungen lediglich auf die Folgen dieser Bewegung und weniger auf dessen Ursachen. Er unterschied also nicht zwischen den einzelnen Stoßbodenkräfte, sondern betrachtete diese als Summe.

Später war Dr. Karl Maier jedoch der Überzeugung, dass der Gasdruck den beweglichen abgestützten Rollenverschluss antriebe. So schrieb er 1995 einem Brief an Henk Visser:

  • Fast direkt nach dem Zünden der Patrone wirkt der Gasdruck vorn auf den Verschlusskopf, drückt den Verschlusskopf, die Verschlussrollen und den Verschlussträger nach hinten und bewirkt so den automatischen Ablauf den Nachladevorgangs

Zudem war Dr. Maier auch für die frühen Berechnungen von Rollenverschlüssen verantwortlich, lag aber bei einigen Berechnungen daneben, so überbewertete er den Einfluss der Reibung auf das System.

Besonders kurios wirkt aus heutiger Sicht seine Beschreibung des Großfuß Sturmgewehrs. Dabei erkläre er, dass es in der Waffe für- und wider-arbeitende Impulse gäbe, welche auf den Verschluss einwirken würden. Gemeint hatte er für- und wider wirkende Kräfte, dessen Differenz dann in einem Verschlussimpuls resultieren. Maier verwendet das Wort Impuls hier wie das englische IMPULSE und hätte im Deutschen mit Kraftstoß übersetzt werden müssen.

Auch beim Großfuß Sturmgewehr wurde die Reibung von Dr. Karl Mayer stark überbewertet. Öl-Petroleum-Tests der Sowjets am Sturmgewehr und der später an in der UdSSR gefertigten Avtomat Horn ergaben, dass die Reibung keine sonderlich großen Einfluss auf die Funktion der Waffe hatte[2].

Dr. Karl Maiers hatte mit seiner Sprache großen Einfluss auf die deutsche Waffensprache zur Zeit des Nationalsozialismus, von einigen Historikern wird angenommen, dass diese eigenwillige Verwendung von physikalisch eigentlich fest definierten Begriffen dazu geführt hat, dass die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Sowjetunion arbeitenden deutschen Waffenexperten, von ihren sowjetischen Auftraggebern einfach nicht richtig verstanden wurden.

  1. The World's Assault Rifles von Gary Paul Johnston & Thomas B. Nelson - [ISBN 9780935554007] Seite 950
  2. Sturmgewehr 44 Vorgänger, Entwicklung und Fertigung der revolutionärsten Infanteriewaffe von Dieter Handrich - [ISBN 978-3-946429-04-3]
Advertisement